1. Teil: Neusiedlersee

Wolfgang Gerlich. Copyright: BKZT. Foto: Katharina Schiffl / Rizar.Photo

Kalandahaus beim Weingut Esterhazy

Am 23. Juni 2022 wurden ab 09:00 Uhr die speziellen Rahmenbedingungen und Herausforderungen der Seenlandschaft rund um den Neusiedlersee mit Weltkulturerbe-Status diskutiert. Durch den arbeitsintensiven Tag führte der fachkundige Moderator Wolfgang Gerlich.
Er ist Gründungsmitglied und Geschäftsführer von plansinn. Er hat Landschaftsökologie und Landschaftsgestaltung an der Universität für Bodenkultur Wien studiert (Diplom bei Friedrich Achleitner 1994). Nach der Begrüßung durch die Veranstalter, Vizepräsident der Bundeskammer der ZT, Architekt Daniel Fügenschuh, Bundesfachgruppenobmann für Raumplanung, Landschaftsplanung und Geographie, Andreas Lotz, den vormaligen Sektionsvorsitzenden der Sektion Architekt:innen, Architekt Thomas Hoppe, sowie der amtierenden Vorsitzenden der Sektion Architekt:innen der Länderkammer Wien.Niederösterreich.Burgenland, Architektin Evelyn Rudnicki.

V.l.n.r.: Daniel Fügenschuh, Andreas Lotz, Evelyn Rudnicki, Thomas Hoppe. Copyright: BKZT. Foto: Katharina Schiffl / Rizar.Photo

Im Anschluss an die Eröffnungs-Runde gab Nikolaus Gartner, stv. Obmann Architektur Raumburgenland, den Beteiligten detaillierten Einblick in die baukulturellen Begebenheiten der Seeufer. Unter dem Titel „Bautätigkeit am Neusiedlersee; Der Ist-Zustand und der gesetzliche Rahmen“ wurde die Geschichte der Bebauung rund um den Neusiedlersee, aber auch rechtliche und politische Aspekte, wie das Landesentwicklungsprogramm LEP 2011 und das burgenländische Raumplanungsgesetz, skizziert.

Nikolaus Gartner. Copyright: BKZT. Foto: Katharina Schiffl / Rizar.Photo

Im Anschluss daran stellte die Leiterin der Monitoringgruppe ICOMOS Austria und Sprecherin des Monitoringteams Fertö/Neusiedler See, Ulrike Herbig in einem spannenden Vortrag das Spannungsfeld zwischen Weltkulturerbe, Raumplanung Gestaltungsfragen vor. ICOMOS (Internationaler Rat für Denkmalpflege) ist eine nichtstaatliche Organisation mit Sitz in Paris, Frankreich. Aufgabe des 1965 gegründeten Rates ist es, die Anwendung von Theorien, Methoden und wissenschaftlichen Verfahren auf die Erhaltung des architektonischen und archäologischen Erbes zu fördern. Seine Arbeit basiert auf den Grundsätzen der Internationalen Charta zur Erhaltung und Restaurierung von Denkmälern und Stätten (Charta von Venedig) von 1964.“

Ulrike Herbig. Copyright: BKZT. Foto: Katharina Schiffl / Rizar.Photo

Zu den speziellen Aufgaben von ICOMOS im Zusammenhang mit dem Übereinkommen  [Anm. der UNESCO Welterbekonvention von 1972] gehört es, Güter, die für die Eintragung in die Liste des Erbes der Welt angemeldet sind, zu beurteilen [Evaluierung], den Erhaltungszustand der zum Welterbe gehörenden Kulturgüter zu überwachen [preventive monitoring und periodic reporting], von Vertragsstaaten eingereichte Anträge auf internationale Unterstützung zu prüfen [reactive monitoring], sowie beratende und praktische Unterstützung für Maßnahmen zum Aufbau von Kapazitäten [Aufklärung über die Mission, Aufbau und Pflege des Expertennetzwerkes], zu leisten.
Sie konzentrierte sich dabei auf einzelne Projekte der Seenrandgebiete und deren Bebauung und demonstrierte dies anhand spannender Beispiele, wie das Seehotel Neusiedl am See oder das Seebad Breitenbrunn.
Nach Abschluss der fachspezifischen Inputs und einer kurzen Pause wurde der Vormittag durch eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion beendet.
Johannes Pressl, Bürgermeister von Ardagger, Ernst Beneder, Gestaltungsbeiratsmitglied, Andreas Lotz, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Raumplanung, Landschaftsplanung und Geographie, Bundeskammer der ZT, der stv. Dir. Christian Janisch, Esterhazy Immobilien Entwicklung Regionen sowie Elias Molitschnig von der Kärntner Seenkonferenz diskutierten intensiv über die speziellen Herausforderungen, die die baukulturelle Gestaltung von Seenlandschaften bieten.

V.l.n.r.: Elias Molitschnig, Andreas Lotz, Christian Janisch, Ernst Beneder, Johannes Pressl. Copyright: BKZT. Foto: Katharina Schiffl / Rizar.Photo

Bürgermeister Pressl betonte dabei, dass die Politik dazu angehalten ist, große Rahmenziele zu stecken, die zukunftsweisend sind.
Nach der Mittagspause kam ein prominenter Vertreter der Stakeholder der Region zu Wort. Niemand geringerer als Stefan Ottrubay, Direktionsrat von Esterhazy und somit auch Gastgeber am Weingut Esterhazy, eröffnete den Nachmittagsteil der Veranstaltung.

Stefan Ottrubay. Copyright: BKZT. Foto: Katharina Schiffl / Rizar. Photo

Ottrubay übermittelte dabei seine Leidenschaft für Architektur und Baukultur und betonte gleichzeitig die große Verantwortung aller Bauherren – privater wie auch öffentlicher –, sich für qualitätsvolle Planung einzusetzen. Der Architekturwettbewerb und die Vorleistung, die Planerinnen und Planer im Rahmen solcher Verfahren erbringen, muss honoriert werden. Andernfalls bleibt selbstverständlich die Qualität auf der Strecke. An die Politik adressierte er den Appell, sich dem Bestbieter- und nicht dem Billigstbieterprinzip hinzugeben. Gestaltungsbeiräte bieten wertvolles, fachliches Knowhow, das Gesellschaft und Politik kompromisslos nutzen sollten.
Ein weiterer, wichtiger Gast und ebenfalls Stakeholder für baukulturelle Belange war der Direktor und Leiter der Esterhazy Immobilien, Jürgen Narath. Auch er unterstrich, wie sein Vorredner, die Bedeutung baukulturell qualitätsvoller Immobilien-Entwicklung und dass Qualität in seinem Unternehmen stets den Vorzug hat. Den exzellenten Dialog mit den Vertreterinnen und Vertretern der Planerinnen und Planer hob er dabei besonders hervor.

Jürgen Narath. Copyright: BKZT. Foto: Katharina Schiffl / Rizar.Photo

Einen internationalen Beitrag aus Baden-Württemberg brachte Architektin Carmen Mundorff im Rahmen des Nachmittags ein. Sie ist Geschäftsführerin, Leiterin GB Architektur und Baukultur der Architektenkammer Baden-Württemberg und berichtete in dieser Funktion über die Erfahrungen aus Deutschland betreffend mobile Gestaltungsbeiräte.

Carmen Mundorff. Copyright: BKZT. Foto: Katharina Schiffl / Rizar.Photo

Mundorff skizzierte, wie man die Lust auf Gestaltungsbeiräte in Politik und Gesellschaft weckt und gab einen Überblick über Ziele, Arbeit, Einsatzorte und Kosten des mobilen Gestaltungsbeirats Deutschlands. Im Anschluss präsentierte Elias Molitschnig die baukulturellen Leitlinien des Landes Kärnten und brachte dabei seine Erfahrungen in Hinblick auf die Entstehung und die Arbeit der Kärntner Seenkonferenz ein. Der Abschluss der inhaltlichen Arbeit der Veranstaltung wurde im Rahmen von World Cafés eingeleitet.

Elias Molitschnig. Copyright: BKZT. Foto: Katharina Schiffl / Rizar.Photo

Via interaktivem Tool konnten die Teilnehmer:innen wichtige Fragen zum Thema gemeinsam erörtern. Die Politik wurde dabei ganz klar als Adressatin identifiziert. Sie muss dafür Sorge tragen, dass Partizipation, Resilienz, Klimaneutralität und Interdisziplinarität gefördert werden. Offenheit, Dialog, Einzelinitiativen sollen das Zusammenspiel von Immobilienbereich, Gemeinden und Ziviltechniker:innen stärken. Gestaltungsbeiräten kommt dabei eine Vermittlerrolle zwischen Politik und Bürger:innen zu. Mehr Zeit für Projekte, mehr Architekturwettbewerbe können dabei ebenfalls unterstützen, so sind sich die TeilnehmerInnen einig. Die Veranstaltung wurde dabei von den Teilnehmer:innen als inspirierend, zukunftweisend, interdisziplinär und professionell, engagiert, hoffnungsvoll und heiß – was den sommerlichen Temperaturen in Trausdorf geschuldet war – zusammengefasst. Bei einer Weinverkostung am Weingut konnten die Teilnehmer:innen und Mitwirkenden das Gehörte Revue passieren lassen.

Filmische Zusammenfassung des Vernetzungstreffens am Neusiedlersee:

Ergebnisse

Das Ergebnis des Workshops vom Neusiedlersee ist dauerhaft zugänglich und kann jederzeit mit weiteren Beiträgen befüllt werden. Der Zugang erfolgt über diesen Link und QR-Code via Tablet oder Smartphone.

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